Oane geht no – Zweite Bayerische Bloglesung

25Mär06

Sie fand im Twisted Bavarian statt. Es handelt sich dabei um die ehemalige rustikale Kellerkneipe eines Hotels, ziemlich riesig schlauchförmig, ein wenig volkstümlicher als die Bar beim letzten Mal. Die Atmosphäre ist etwas merkwürdig, mit TexMex-Einschlag, der sich primär an der Speisekarte (guter TexMex-Burger, nur arg unwürzig, Salz und Schärfe fehlen) ablesen läßt. Die Biervarianten sind auch ungewöhnlich: münchnerisch/hanseatisch/irisch. Das Lokal ist gut besetzt, einige der Anwesenden und Vortragenden kenne ich schon von der ersten Lesung.

Frau Klugscheisser führt durch die Veranstaltung und eröffnet nach den allfälligen Rauch- und Fotografierhinweisen mit Let me be your underwear oder warum man nicht wirklich anderer Leute Unterhose sein will.
Don Alphonso liest als Nächster. Nach einem eher mißlungenene Versuch, etwas von den Ärzten vorzusingen – eine gelungenere musikalische Einlage folgt später – trägt er aus der Serie „Die Skalpe meiner Feinde“ eine Geschichte über die Semantik der Rolex Oyster Perpetual Datejust in Ingolstadt vor.
Es folgt die mir bisher unbekannte Martina Kink mit Wenn Kippen Kalorien hätten oder die Möglichkeit sich entweder für schöne Wangenknochen oder für einen schönen Busen zu entscheiden, wenn frau nicht die Schönheitschirurgie zu Hilfe nehmen will. Leider bin ich im hinteren Teil des Lokals, so daß ich nicht sehen kann, wofür sie sich entschieden hat.
Erste herzliche Lacher im Publikum sind das Resultat, die sich noch deutlich verstärken, als Banana von der Allee der Spackonauten und der Allee der Ölsardinen uns in die Geheimnisse der Olivenschiffchen und warum man sich davor dringend in Acht nehmen soll einführt.
Anschließend liest Frau Kaltmamsell einen bislang unveröffentlichten Text über das Dicksein und was da wo wogen, schwappen und reiben kann.
Nach der Pause setzt sie mit mehreren Textstücken aus der Serie Auf meinem Weg in die Arbeit fort, die sich mit dem deutschen Dialekt Bahnsprech und seinen Merkwürdigkeiten befassen (u.a. wie ein Zug „abweichend stehen“ oder „enden“ kann und wie man „gerne erwartet“ wird): Türsteher, Schlangenmensch, Bahnsprech – Schaffners Frust, Bahnsprech heute und Bahnsprech .
Anschließend liest Hessen-Import Banana, nachdem er sich intensiv mit Äbbelwoi gestärkt hat und erzählt von seinem Aquarium und dem ungehorsamen Scheibenlutscher („wenn ich den rufe, dann kommt er eh nicht“) – hier als MP3 Audio.
Es folgen Martina Kink mit einem unpublizierten Text (ich hab ihn jedenfalls nicht gefunden [Nachtrag: aber Martina Kink hat mir gesagt, wo er steht, s.u.]) über eine Hochzeit in Italien und das Dasein am am Singletisch, anschließend Don A. mit einem sehr schönen Text Real Life 4 mm über eine Berliner Punkerin aus Bayern.
Eine gelungene musikalische Darbietung von „Smartass and the Block Boogie Boys“, Smartass aka Frau Klugscheisser mit Gesang und Altsaxofon begleitet von zwei Spezln an E-Baß und -Gitarre schließt sich an – über die Schwierigkeiten des Parkens in der Großstadt und was bzw. wen sie alles für einen Parkplatz eintauschen würde.
Den Zugabenteil eröffnet Martina Kink mit Gedanken über ihren Schutzengel, der ganz bestimmt Clara heißt – hier auch als MP3 Audio verfügbar. Zusammen mit Banana und Traube Holunder oder die Todeskralle gegen eine Maus hat sie wieder alle Lacher auf Ihrer beider Seite.
Als Abschluß beantwortet Frau Klugscheisser die Frage, warum Frauen in der Öffentlichkeit meist in Grüppchen auf die Toilette gehen, eher unbefriedigend, bleibt weiterhin unterhalb der Gürtellinie und und führt uns mit
Blood on the Dancefloor in die Details der Menstruation ein, die ich in dieser Detailliertheit gar nicht wissen wollte.

Fazit: Vom Gelächter her waren Banana und Martina Kink die großen Publikumserfolge, Don lieferte die bewegendste Geschichte und sowohl Frau Kaltmamsell, als auch Frau Klugscheisser waren deutlich weniger verkrampft als bei der ersten Lesung.
Ein gelungener Abend, sowohl in der Mischung der Charaktere und der Texte, als auch in Location und Atmosphäre.

Nachtrag:
Einen weiteren Bericht der Lesung gibt es beim fellow passenger.

No a Nachtrag:
Die Geschichte mir der italienischen Hochzeit heißt „Will you still need me will you still feed me“ und steht da!



8 Responses to “Oane geht no – Zweite Bayerische Bloglesung”

  1. hab dich gar nicht gesehen! du warst dann auch schnell wieder weg oder?

  2. Ja, ich war relativ rasch mit dem Ende dann auch weg. Ich saß mit einem Freund am äußersten Ende der Bar…

  3. Lange kann das nicht mehr angehen, dass bayerische Bloglesungen ohne den Exilgodfather of Bavarian Blogging stattfinden.

  4. Es scheint typisch zu sein, daß irgendwann die Exilanten wieder zurück wollen. Die Zuhörer für eine entsprechende Veranstaltung werden sich schon finden!

  5. 5 DerMichi

    Danke für den Bericht!

  6. Ob es wirklich die „Block“boogieboys waren, wird sich erst nach Hören der mp3 herausstellen. Zunächst taten die Blogboogieboys sich mit der gegenseitigen Akustik schwer. Danke für Ihre Rezension. Dass Sie sich aber nicht geoutet haben, nehme ich jetz persönlich ;o)
    Und den Burnster hab ich schon lange im Hinterkopf/-ohr.

  7. Frau Klugcheisser, das mit den Blockboogieboys muß an Ihrer Aussprache gelegen haben.
    Sie sollten gemeinsam öfters mal auftreten. Zum Üben vielleicht erst in der Uckermark?

    Und den Burnster würde ich gerne mal live hören.
    Und mich kennen Sie schon, ich hab Ihnen doch schon das letzte Mal persönlich tief in die Augen geschaut, als ich Ihnen ein Kompliment wegen des berühmten Kleides gemacht habe.

    Danke für die Veranstaltung.

  8. Noch eine Bemerkung für die ironically challenged, damit nicht der falsche Eindruck entsteht: Das mit „Üben vielleicht erst in der Uckermark“ war ironisch gemeint. Ich fand die Musik für einen kurzfristig improvisierten Auftritt ziemlich gut, wie ich dem Bassisten schon geschrieben habe.


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